Nicht nur Landwirte halten auf Erfahrung basierende Gesetzmäßigkeiten bezüglich des Wetters gern in Form von Bauernregeln fest, auch Börsianer setzen im Hinblick auf Grundregeln des Finanzparketts gern auf überlieferte Weisheiten. Doch treffen die Empfehlungen und Leitsätze auch im heutigen Finanzumfeld zu? Nachdem die DSS Vermögenverwaltung vor einigen Monaten bereits die Regel „Sell in May and go away“ unter die Lupe genommen hat, ist der dieswöchige Beitrag dem Wahrheitsgehalt einer anderen Börsenweisheit gewidmet: Was ist dran an dem Ratschlag „Buy on bad news, sell on good news”?
„Schlechte Nachrichten sind der beste Freund des Anlegers“
Kaufen bei schlechten Nachrichten und Verkaufen bei guten? Anleger, die sich bei ihren Entscheidungen von ihrem Bauchgefühl leiten lassen, würden wohl eher zum Gegenteil tendieren. Wer möchte sich schon von einem Titel trennen, wenn der Wirtschaftsteil nur Gutes über das Unternehmen zu berichten weiß und die Geschäfte offensichtlich florieren? Wenn ein Unternehmen im Gegensatz dazu vermehrt schlechte Neuigkeiten wie Gewinnwarnungen zu vermelden hat, halten sich viele lieber fern von dessen Aktien. Auf echte Börsenlieblinge zu setzen und Abstiegskandidaten zu meiden, scheint wie die sichere Strategie.
Doch manchmal kann es besser sein, gegen den Strom zu schwimmen – im Finanzjargon nennt sich dies auch antizyklisches Investieren. Die Partner der DSS Vermögensverwaltung erläutern die dahinterstehende Logik: Wer Aktien billig kauft und teuer verkauft, macht Gewinne. „Buy on bad news“ heißt nichts anderes, als die Gelegenheit zu nutzen, wenn die Aktienkurse infolge von schlechten Nachrichten sinken. Denn viele Börsianer reagieren auf Negativberichterstattung genau so, wie man es erwarten würde: Aktienbesitzer verkaufen oft in großen Mengen, gleichzeitig finden sich kaum Kaufinteressenten. Die Folge: Da sich der Aktienpreis grundsätzlich aus dem Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage ergibt, sinken die Kurse.
Anleger, die der „Buy on bad news“-Strategie folgen, warten also diese Kursrückgänge ab, bevor sie aktiv werden. Dann kaufen sie die Aktien des betroffenen Unternehmens bestenfalls zu einem Preis, der deutlich unterhalb ihres eigentlichen Wertes liegt. Warren Buffett hat schlechte Nachrichten daher auch einmal als den „besten Freund des Anlegers“ bezeichnet. Die Hoffnung besteht selbstverständlich darin, dass die Kurse wieder steigen, sobald sich die Nachrichtenlage ändert, sodass sich beim Verkauf eine hübsche Gewinnspanne ergibt.
Wie viel Sinn macht die Börsenweisheit als Timing-Strategie?
„Sell on good news” ist also die andere Seite des Leitsatzes, die durchaus auch mit Aktien praktiziert werden kann, die aufgrund schlechter Nachrichten zuvor zu einem besonders günstigen Kurs erworben wurden. Bei dem zweiten Teil der Börsenweisheit geht es jedoch unabhängig von den Kaufumständen darum, die Kursentwicklung nach positiver Berichterstattung zum eigenen Vorteil zu nutzen. Da sich Aktienkurse zu einem guten Teil aufgrund von Anlegererwartungen entwickeln, sorgen vorteilhafte Nachrichten in der Regel für steigende Kurse. Das macht die Zeit im Anschluss laut dieser Regel zu einem günstigen Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem Investment.
Grundsätzlich sind der Kauf nach Kursrückgängen und der Verkauf nach Kursanstiegen Ansätze, die zahlreiche Anleger verfolgen. Nach Einschätzung der Partner der DSS Vermögensverwaltung ist der konkrete Nutzen der Börsenregel „Buy on bad news, sell on good news” jedoch begrenzt, da es ihr an Aussagekraft bezüglich der Wahl des richtigen Zeitpunkts fehlt. Wie lange Anleger nach guten oder schlechten Nachrichten bis zum Aus- oder Einstieg warten sollten, bleibt ein entscheidender Unsicherheitsfaktor, der den Erfolg des Ansatzes infrage stellt. Als konkrete Timing-Strategie eignet sich die Börsenweisheit also nicht.